Invasive Arten: Doktorandin forscht zum Japanischen Käfer
Forschung |
Was hat dein Forschungsinteresse geweckt, allgemein und für das spezifische Thema?
Mein Interesse für agrarökonomische Themen habe ich während meines Masterstudiums in Economic Development and Growth in Madrid entdeckt. Dort belegte ich spannende Kurse zu landwirtschaftlicher Entwicklung und ländlichen Strukturen. Da ich aus einer ländlichen Gegend komme und Landwirte in meiner Familie habe, habe ich zudem eine persönliche Verbindung zu agrarökonomischen Themen. Forschung zu invasiven Arten und speziell zum Japanischen Käfer war mir dagegen vor meinem PhD an der TUM unbekannt. Umso faszinierter war ich, als ich mehr über die Auswirkungen solcher biologischen Invasionen auf Biodiversität, Ökosysteme und Landwirtschaft erfuhr.
Was ist das Ziel des IPM Popillia-Projekts?
Das Ziel von IPM-Popillia ist es die Herausforderungen und Gefahren, welche die Ausbreitung des invasiven Japanischen Käfers in Europa mit sich bringt, einzudämmen. Der Schädling wurde etwa 2014 in Italien eingeschleppt. Er stellt eine große Bedrohung für den Agrarsektor dar, weil er sich durch den Waren- und Personenverkehr leicht ausbreiten und sich von mehr als 400 Wirtspflanzen ernähren kann. Die EU hat den Käfer mittlerweile als sogenannten „prioritären Pflanzenschädling“ eingestuft und die weitere Verbreitung soll unbedingt eigedämmt werden.
Welche langfristigen Auswirkungen könnte das Projekt auf die europäische Landwirtschaft und den Umweltschutz haben?
Mit verbesserten Überwachungsstrategien soll eine weitere Ausbreitung in Europa verhindert beziehungsweise verlangsamt werden. Darüber hinaus werden innerhalb des Projektes alternative Pflanzenschutzmittel wie biologische Mittel erforscht, welche umweltfreundlicher sind und den Einsatz synthetischer Insektizide reduzieren sollen. Die ökonomischen Auswirkungen und die Pestizidpräferenzen der Landwirte und der Gesellschaft werden sowohl unter wirtschaftlichen als auch unter ökologischen Gesichtspunkten betrachtet, um die möglichen Gefahren einer weiteren Verbreitung besser abschätzen zu können. Langfristig versuchen wir also den Einsatz chemischer synthetischer Pestizide gegen den Japanischen Käfer so gering wie möglich zu halten und seinen negativen Auswirkungen auf den Agrarsektor und die Umwelt frühzeitig entgegenzuwirken.
Du arbeitest derzeit mit INRAE in Frankreich zusammen. Wie trägt diese Zusammenarbeit zu deiner Forschung bei?
Meine Arbeit ist interdisziplinär und beruht auch auf Forschungsergebnissen aus anderen Fachrichtungen, zum Beispiel Insektenkunde oder Ökologie. So kam die Zusammenarbeit mit meinen französischen Kollegen von INRAE zustande, welche auch Teil des IPM Popillia Konsortiums sind. Während ich mich auf die ökonomischen Auswirkungen des Japankäferbefalls konzentriere, sind meine Partner von INRAE Experten in ökologischer Modellierung. Sie analysieren, in welchen Regionen Europas eine Verbreitung des Käfers besonders wahrscheinlich ist, etwa aufgrund klimatischer Bedingungen oder Verkehrsverbindungen. Diese Informationen sind entscheidend für die Entwicklung von Überwachungsstrategien und ergänzen meine Forschung perfekt.
Wie ist dein bisheriger Eindruck von deinem Forschungsaufenthalt in Frankreich? Gibt es besondere Erlebnisse, die dich prägen?
Ich kann bisher nur Positives berichten und bin sehr dankbar für die Möglichkeit, diesen Austausch zu machen und die Arbeit an einem anderen Forschungsinstitut kennenzulernen. Die Kollegen haben mich mit offenen Armen empfangen und ich habe mich von Anfang an wohlgefühlt. Trotz meiner begrenzten Französischkenntnisse findet sich immer ein Weg, sich zu verständigen. Der Austausch mit Experten anderer Fachrichtungen bereichert meine Forschung durch neue Methoden und Techniken. Zudem bietet die wunderschöne Stadt Rennes in der Bretagne viele Gelegenheiten, die französische Kultur im Alltag besser kennenzulernen.
Wie unterstützt dich die TUM während deines Forschungsaufenthalts in Frankreich, insbesondere bei der Zusammenarbeit mit internationalen Instituten wie INRAE?
Mein Lehrstuhl und meine Graduiertenschule unterstützen mich sowohl finanziell als auch organisatorisch. Auslandserfahrungen von PhD Studenten werden generell von der TUM intensiv gefördert, beispielsweise durch die Internationalisierungsförderung. Dadurch funktionierte die Organisation des Austausches problemlos. Auch meinem Lehrstuhl und meinem Betreuer Professor Sauer bin ich sehr dankbar für die Unterstützung und Zeit, die mir gewährt wurde, um diese Erfahrung zu machen.
Welche nächsten Schritte planst du nach deinem aktuellen Forschungsaufenthalt?
Nach meinem Forschungsaufenthalt werde ich weiterhin im engen Kontakt mit INRAE an unserer gemeinsamen Studie weiterarbeiten. Es ist aber toll, dass wir das Konzept der Studie, die Datenaufbereitung und erste Auswertungen bereits vor Ort im persönlichen Austausch durchführen können und somit ist hoffentlich bereits der Großteil der Arbeit getan bevor ich wieder an meinen Lehrstuhl zurückkehre.