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TUM auf der EuroTier 2024: Ein Blick auf die Zukunft der Agrarwissenschaften
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Anlass für die Initiative sind die vielen offenen Jobs für Universitätsabsolventen und -absolventinnen im Agrarbereich und die dazu im Vergleich eher geringen Studieninteressierten. Mit einem Impulsvortrag von Prof. Julia Steinhoff-Wagner begann die Expert Stage zur Zukunft der akademischen Ausbildung in den Agrarwissenschaften. Die Gründe für eine veränderte agrarwissenschaftliche Landschaft heute seien vielfältig – die Lebenssituation der Studierenden, die Transformation an Hochschulen und der sich wandelnde Arbeitsmarkt sind beispielhafte Einflussfaktoren. Agrarwissenschaften seien von hoher politischer Relevanz, aber sind häufig übersehen; „Die Agrarwissenschaften sind unter den grünen Studiengängen mittlerweile in der Minderheit“. Was es laut Prof. Steinhoff-Wagner braucht, sind eine erhöhte Akzeptanz und Sichtbarkeit in der Gesellschaft und Politik. „Wir aus der Branche müssen die Systemrelevanz der Agrarwissenschaften für die Ernährung betonen und so die Motivation zum Studium erhöhen“. Ein Kernanliegen solle aber auch ein dazu passendes Studienangebot sein - während sich die Professuren in den Agrarwissenschaften zunehmend spezialisieren, brauche es in der Lehre vor allem Generalisten, die den Systemcharakter der Agrarwissenschaften vermitteln können.
Das Studium lehrt mehr als nur fachlichen Inhalt
Auch in der anschließenden Podiumsdiskussion sind sich die Gäste einig: nicht nur der Weg in die Agrarwissenschaften wird den Studierenden erschwert, auch nach dem Abschluss sind die Perspektiven unklar. Von Absolventen werde mehr als nur fachlicher Inhalt erwartet, merkt Frau Dr. Eckel (Dr. Eckel Animal Nutrition GmbH & Co KG), als TUM Alumni und Firmengründerin, an. Interkultureller Umgang, Praxiserfahrungen und mentale Agilität – Themen, die schwer in einen Studienplan zu integrieren sind. „Die Studierenden brauchen Zeit und Gelegenheit, sich auszuprobieren und diese Erfahrungen neben dem Studium zu sammeln“, so Prof. Julia Steinhoff-Wagner. Dabei können finanzielle Möglichkeiten der Studierenden, aber auch universitäre Kapazitäten im Weg stehen, wie ein Student der Biologie aus dem Publikum berichtet. Wenig flexible Studienpläne, ausgebuchte Lehrveranstaltungen und eine Nebenbeschäftigung, um das Studium zu finanzieren führen dazu, dass Studierende schnell durchs Studium gehen, wenig optionale Angebote wahrnehmen oder sich interessensgeleitet treiben lassen und dabei das Systemdenken und die persönliche Entwicklung für Führungsaufgaben auf der Strecke bleibt. Prof. Heinz Bernhardt kann mit weiteren Beispielen nur bestätigen.
Lösungsorientierung und Zusammenarbeit
Im Dialog mit einem Studenten der Agrarwissenschaften aus dem Publikum wird zur Interdisziplinarität des Studiums diskutiert. Es müsse ein Systemdenken gefördert werden, um fachliche Handlungskompetenz und Praxisbezug zu vereinen, hier sind sich Prof. Dr. Wilhelm Pflanz (Dekan an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf) und Dr. Stefan Neser (Landesanstalt für Landwirtschaft) einig. Forschungsorientierte Lehre könnte dafür ein Ansatz sein: „Wir müssen den Studierenden zeigen, dass sie mit einem Studium der Agrarwissenschaften zu Problemlösern bei Themen, wie Klimawandel, Biodiversität und Tierwohl werden können.“, so Prof. Julia Steinhoff-Wagner.
Die Expert Stages zeigten, dass die Agrarwissenschaften in einer Umbruchphase sind. Um die Studiengänge zukunftsfähig zu gestalten und mehr junge Menschen zu gewinnen, sei es notwendig, das Image der Branche zu modernisieren, sowie praxisorientierte und interdisziplinäre Ausbildungsmöglichkeiten zu schaffen und den Anforderungen des Arbeitsmarktes gerecht zu werden.
An der TUM finden sich diese interdisziplinären Bestrebungen auch in den Studiengängen, beispielsweise im neuen Master-Studiengang AgriFood Economics, Policy and Regulation. In der Ausbildung in den Agrarwissenschaften sollte ein Miteinander geschaffen werden. Um eine zukunftsfähige Ausbildung zu gewährleisten, sollte die Zusammenarbeit zwischen Universitäten, Forschungseinrichtungen und der Industrie weiter verstärkt werden. „In Weihenstephan sehen wir, dass diese Zusammenarbeit funktionieren und Früchte tragen kann - für Studierende, Forschende und Industrie“, betont Claudia Luksch, Geschäftsführerin des HEF.
Ausgezeichnete Lehre an der TUM
Bei der Messe wurden die Agrarwissenschaften der TUM außerdem für ihre Lehre ausgezeichnet. Im Agrarhochschulranking mit einer Umfrage von top agrar mit rund 3.800 teilnehmenden Studierenden von 33 Hochschulen wurde der Lehre im ökologischen Landbau unter der Leitung von Prof. Kurt-Jürgen Hülsbergen der dritte Platz verliehen.
Weitere Informationen
- Weitere Informationen zur Messe: EuroTier 2024
- Teilnehmende der Podiumsdiskussion:
Prof. Julia Steinhoff-Wagner, Prof. Heinz Bernhardt, Stefan Neser (Landesanstalt für Landwirtschaft), Wilhelm Pflanz (Hochschule Weihenstephan-Triesdorf), Antje Eckel (Dr. Eckel Animal Nutrition GmbH & Co KG) - Moderation: Claudia Luksch